Bildung ist Therapie

Was ist „Funktionelles Training“?

Montag, 07. November 2022

Geschrieben von Markus Müller, Physiotherapeut, Manualtherapeut OMT.

Die Frage, was denn unter funktionellem Training zu verstehen ist, wird kontrovers diskutiert und kann nicht mit einer einfachen Definition beantwortet werden.

Funktion bedeutet in etwa so viel wie Sinn oder Zweck. Funktionell bedeutet „den Anforderungen entsprechend“.

Anforderungsorientiert bedeutet in unserem Verständnis, dass Kompetenzen die aus gesundheitlicher Sicht oder aus sportartspezifischer Sicht, notwendig sind, gefördert werden. Ins Zentrum gerückt werden die Qualität von Bewegungsabläufen, Muskelfunktionen und die Leistungssteigerung von Basisfähigkeiten.

Von hoher Bedeutung bei allen Zielen ist die Bewegungskontrolle von Gelenken und der gesamten Wirbelsäule. Ebenso sind Anforderungen an die Propriozeption und ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Schnellkraftanteil überall zu finden.

Info! Propriozeption (zu lateinisch proprius ‚eigen‘ und recipere  ‚aufnehmen‘) bezeichnet die Wahrnehmung des eigenen Körpers nach dessen Lage im Raum, den Stellungen von Kopf, Rumpf und Gliedmaßen zueinander sowie deren Veränderungen als Bewegungen mitsamt dem Empfinden für Schwere, Spannung, Kraft und Geschwindigkeit. Es handelt sich dabei um eine Eigenempfindung.

Wenn man traditionelles Krafttraining auf diese Kernelemente hin überprüft, so erfüllt es die Anforderungen an ein funktionelles Training nicht. Die Bewegungen an einer Maschine beschränken sich meist auf nur ein Gelenk und die Stabilisationsarbeit wird durch eine sitzende oder liegende Übungsausführung nicht gefordert. Dies entspricht kaum einer Bewegungsform in einer bestimmten Sportart oder im Alltag.  Funktionelle Bewegungsformen integrieren immer mehrere Muskeln und Muskelgruppen gleichzeitig. Man orientiert sich an den Kernbewegungen in Sport und Alltag. Auch diese laufen immer über mehrere Muskeln und Gelenke, sogenannte Muskel- und Bewegungsketten, ab.

Die geforderte Mehrgelenkigkeit und Stabilisationsarbeit macht klar, weshalb man die Übungen losgelöst von klassischen Kraftgeräten ausführt. Der Trainierende lernt dadurch den eigenen Körper mit oder ohne Zusatzbelastung in verschiedenen Positionen zu stabilisieren, auszubalancieren und damit auch reaktionsbereit zu bleiben.

Das Erreichen eines gesunden und funktionierenden Bewegungsapparats hat für alle Zielgruppen Relevanz. Nur auf der Basis einer funktionellen Kraft und Beweglichkeit kann man gesundheitsspezifische oder sportartspezifische Inhalte oder eine überdurchschnittliche Leistungssteigerung generieren.

Um ein solches Training überhaupt anbieten zu können sind gut ausgebildete und kompetente Therapeuten und Trainer nötig. Mit der zunehmenden Popularität steigt auch die Gefahr, dass sich immer mehr mit dem Titel „funktionell“ schmücken, ohne sich auch wirklich damit auseinandergesetzt zu haben. Ein bisschen Medizinball- und Schlingentraining im Übungsprogramm hat noch nichts mit funktionellem Training zu tun. Die Auswahl der Trainingsmittel sollte sich an Zielen orientieren, statt sich von Modetrends leiten zu lassen und so zur Farce zu werden.

Als Fazit stellt sich damit weniger die Frage, ob man eine Übung denn nun dem Trend  gemäß als funktionell bezeichnen kann. Sondern vielmehr, warum und wozu sie denn genau auf dieser Art und Weise durchgeführt wird.

Unsere sehr gut ausgebildeten Therapeuten und Trainer besitzen das Wissen und die Fähigkeit, auf die Anforderungen und Voraussetzungen eines jeden Einzelnen einzugehen und wissen die Methoden des funktionellen Trainings umzusetzen.   

Kommentar verfassen:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.